Kartografie der Dynamik// Mapping Dynamics – A Research Project On How To Create A Form Of Notation for Musicians And Dancers

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Die Notation hat im letzten Jahrhundert eine Entwicklung durchgemacht, die sie von einer Archivierungsmethode zu einer aktiven Gestaltung der Künste (dazu zähle ich auch das Design) erhoben hat. Diese Erkenntnis ist besonders interessant im Spannungsfeld zwischen Entwurf, Prozess und fertigen Objekt im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit.

Dies zeigt aber auch, dass der Entwurf die folgende Interpretation unbedingt bedingt und sie aktiv zu bedingen, ihre Aufgabe sein muss. Im Fehlen einer einheitlichen Notation für Bewegung liegt also auch eine Chance.

Diese ›neue‹ Notation bietet also die Möglichkeit Teil, aktiver Spiegel und interpretierendes Auge der Gesellschaft zu sein. Gleichzeitig hinterfragt sie allgemein festgelegte Parameter wie Schrift, Symbole und den Mehrwert einer Aufzeichnung.

Die Arbeit an der Tanzwissenschaft kann also eine Möglichkeit sein, dem Design einen Mehrwert zu bringen, Austausch und Aufarbeitung von Ausdruck greifbarer zu machen. So gesehen kann zum Beispiel Forsythes Art der multidimensionalen Aufarbeitung auch einen neuen Forschungsansatz für andere Disziplinen bedeuten.

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Bei Bewegungen, denen eines Körperteils zum Beispiel, handelt es sich meistens um etwas, dem man eine gewisse Wiederholbarkeit unterstellt. Auch die Kartografie als Wissenschaft folgt dem Anspruch, eine Vorhersagbarkeit bzw. Beherrschbarkeit innezuhaben, die ein Phänomen durch Beobachtung verifiziert. Trotzdem handelt es sich bei der Beschreibung einer Bewegung im darstellenden Kontext oft nur um eine Annäherung. Denn eine Improvisation oder eine Tanzbewegung kann in den seltensten Fällen so notiert werden, dass eine Kopie durch jemand anderen ihrem wahren Charakter nahekommt.

Im Rahmen dieses Projekts habe ich eine Komposition der Endless Notation entwickelt und in zehn Workshops und Experimenten mit Musikern, Tänzern und Schauspielern verfeinert. Das Ergebnis ist eine Exploration von moderner Notation, die das geschlossene Kunstwerk hinterfragt und eine zeitgemäße Transdisziplinarität fordert.
Bei der Endless Notation geht es um die Visualisierung einer Gesamtform, um Proportionen, um Zustände und Ausdrücke, um dynamische Verläufe und agogische Grade. Es geht um eine Mischung aus Durchführbarkeit und Tiefsinnigkeit, wobei der Fokus auf dem praktischen Experiment liegt.

Mit der Entwicklung von Neuer Musik und neuen Ausdrucksformen, zeitgenössischem Tanz und einer neuen Ästhetik der Performance wird auch in der Notation nach aktuellen Ausdrucksweisen gesucht. Führt man diesen Gedanken weiter, kommt man zu dem Schluss, dass die ›moderne‹ Notation, losgelöst von der Aufführungsart eine freie Ausführung provozieren und produzieren kann, etwa einer Ausführung von Bewegung, einer musikalischen oder lichttechnischen Installation, der Konstruktion von Gebäuden, alles basierend auf dem selben Schema, das in den jeweiligen Kontext gesetzt wird. Die Arbeit des Komponisten wird also mehr und mehr zur Arbeit des Konzeptkomponisten, der z.T. gar nicht mehr vorsieht, welche Art der Performance letztlich angewandt wird, um seine Ideen zum Ausdruck zu bringen. Dabei sind die Interpreten nicht nur Teilhaber sondern werden aktiv eingebunden als kreative Faktoren – aus der Passivität in eine geleitete Aktivität.

Charlotte Triebus
Art Direction

 

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www.dynamik-kartografieren.com

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